Das erste Mal kam
das Gefühl in mir auf, dass die Reise auch bald ihr Ende haben könnte...ich
wurde etwas müde...das war vielleicht auch ein Grund dafür, warum ich Neapel
nicht genießen konnte...es war wohl ein Mix aus Erschöpfung, der angespannten
inneren Haltung, da mir überall vorher die Leute erzählt hatten, dass ich in
Neapel bloß vorsichtig sein sollte, keinen Schmuck tragen und nichts in meinen
Jackentaschen haben sollte und vielleicht kam noch dazu, dass ich vorher schon
so viel schönes gesehen hatte, das ich mich leider in Neapel überhaupt nicht
wohl gefühlt habe...das dürfte Guido mein jetziger Mitbewohner aus Neapel aber
nicht hören :)
Bis zum Abend war
nicht klar ob ich einen Couchsurfer haben würde oder nicht, bis sich Silvano
dann meldete...gar nicht so einfach, da ich kein Inerten hatte, hungrig war und
mein Akku auch langsam schlapp machte...manchmal sind es die kleinen Dinge die sich
in der Summe zu einem katastrophen-Gefühl entwickeln können...ich lief sehr
angespannt durch die Straßen....die kleinen Straßen die von einer
Haupteinkaufsstraße abgingen, waren so schmal und winzig und die Häuser
ultrahoch und dennoch konnte man in diesen langen dünnen Nischen kleine Läden
oder Cafes finden. Mir hat das allerdings ein beklemmendes Gefühl
gemacht...irgendwie war mir das alles zu laut, zu viel, zu viel
Bewegung....kein Ort zum verweilen zwischendurch...um so froher war ich, das
ich Silvano später am Abend am Bahnhof traf...
Eine interessante
Begegnung, da er zur Zeit in der Wohnung seiner Oma lebt die momentan gerade im
Seniorenheim lebt, wie ich verstanden habe...eine ebenso beklemmende Wohnung,
da sie unglaublich dunkel war und mit alten Möbeln wie es die Oma wohl mag eingerichtet
war...wir hatten dann allerdings einen netten Abend auf dem kleinen Balkon, der
als Platz zum Verweilen für Silvano auch neu war...den hatte er so noch nie
benutzt, sagte er. Er hatte Philosophie studiert, sprach sehr leise, hatte
längeres zotteliges Haar und etwas zu lange Fingernägel...er spielt Gitarre,
damit hab ich es mir versucht zu erklären. Wir tranken lokales Bier (naja :)
und später noch ein Gläschen Limoncello und rauchten viel...und wir haben über
einige deutsche und italienische Stereotype ausgetauscht...
Der nächste Morgen
begann das erste mal mit schlechten Nachrichten...nach dem ich den Weg vom Haus
zum Bahnhof zwar alleine gefunden hatte und dann, wie überall üblich, meine
Wartenummer am Bahnhofsschalter gezogen hatte und nach einer gefühlten Ewigkeit
an der Reihe war, wurde mir gesagt, dass ich nicht reservieren könnte da der
Zug voll war...und ich den nächsten Zug nehmen könne, dieser fuhr aber erst 4
Stunden später...eine Reservierung wollte mir der Mann aber nicht verkaufen
weil ich den falschen Zettel gezogen hatte...obwohl es so schien als würde
jeder Schalter auch jeden Service mache....ich hatte eher das Gefühl der Mann
wollte mich nicht bedienen und schon gar nicht Englisch mit mir reden...Später
sah ich dann auf der großen Anzeigetafel, dass der Zug komplett gecancelt
wurde...Glück im Unglück also...also hatte ich doch alles richtig gemacht und
konnte also noch mal ne neue doofe Nummer ziehen um an den richtigen Schalter
zu gelangen...ich hatte nun B 121 und die aktuelle Nummer war B 67!!!! Aber ich
hatte ja 4 Stunden Zeit. :) Irgendwann hatte ich dann auch meine Reservierung
für den späteren Zug in der Tasche...
Später traf ich mich
noch mal mit Silvano mit dem ich dann meinen ersten echten Espresso in einem
abgeranzten Laden trank, in den ich allein sonst nie hinein gegangen
wäre...dann aßen wir noch eine typische napolitanische süße Leckerei...ich
glaub es hieß Sfogiatella...
Nachdem der Zug
nochmals 80 Minuten !!! Verspätung hatte, startete ich dann endlich um 15:15
die längste meiner Reisen...
Mit einem Platz am
Fenster in einem angenehmen 6er Abteil, konnte ich nun endlich mal wieder
entspannen.