Im
Tiefschlaf sozusagen, gar nicht so leicht ihn zu wecken.
Ich
bin angekommen. Schon länger, aber es muss noch mal gesagt werden. Wie schnell
sich doch Dinge innerhalb von 2 Monaten ändern können. Die Tage fliegen so
dahin und ich erlebe dauernd neue Sachen...lerne viele neue Leute kennen. Wie
es oft so ist, sind es meist Leute aus anderen Ländern, die auch ein Praktikum
oder Erasmus Semester hier machen. Ich bin umgeben von vielen Spaniern, was
wohl ganz sicher die schwierige Lage in Spanien widerspiegelt. Das wird mir
immer mehr klar. Es wird greifbarer, wenn Leute ihre Geschichten erzählen. In
diesem Maße gibt es das bei uns in Deutschland nicht. Fast schon ein bißchen
befremdlich wie positiv immer alle darauf reagieren, wenn sie hören, dass ich
aus Deutschland komme. Gerade gestern Abend habe ich ein kurzes Gespräch an der
Bushaltestelle mit einem jungen Mann aus dem Oman darüber gehabt. Das Phänomen
der Innen -und Außenperspektive. Da erinnere ich mich gerade an ein anderes
Bushaltestellengespräch...eine kurze Unterhaltung mit einem jungen Mann aus
Ägypten. Natürlich weiß ich, dass Ägypten riesige Öl Ressourcen hat aber dann
direkt aus dem Alltag zu hören, dass der Liter dort ca. 7 Cent kostet und daher
jeder ein Auto hat und niemand auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist
bzw. es diese so gut wie gar nicht gibt, ist eine andere Ebene.
Auf
der Arbeit bin ich in total verschiedene Aufgaben eingebunden...die letzten 2
Wochen war ich z.B. auf 2 Konferenzen und einer Vorlesung. Einmal ging es um
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (unaccompanied minros) und zum anderen
wenn Menschen aus ihrem Land fliehen (müssen) da sie in irgendeiner Form nicht
der jeweiligen gesellschaftlichen Norm der sogenannten sexuellen Orientierung entsprechen. Unglaubliche Dinge
habe ich gehört besonders in einer Beeindruckenden Rede eines Anwalts aus
Großbritannien mit pakistanischen Wurzeln, der sich beruflich auf das
Themenfeld humanitarian actions bzw.
human rights spezialisiert hat und auch seinen eigenen Hintergrund, seine
Identität als Schwuler zum Thema gemacht hat. Wahrscheinlich war ich naiv oder
einfach nicht informiert genug...oder wusstet ihr, dass noch immer in 7 oder
mittlerweile gar 8 Ländern die Todesstrafe droht wenn man als LGBTI (Lesbian Gay Bisexual, Transsexual, Intersex,...) identifiziert wird oder 'im besten Fall' von der Sittenpolizei in flagranti erwischt wird? Und
wie viele Länder und auf welche erschütternde Weise das nicht Straight-enough-Sein kriminalisieren?
"Es geht um Identität, darum WER wir sind und nicht um sexuelle Neigung." (S. Chelvan)
Außerdem habe ich in
drei Seminaren an der Universität von Malta einen kurzen Vortrag darüber gehalten wer meine Organisation ist
und was wir tun, um neue Leute dafür zu begeistern uns zu unterstützen...auf
Englisch. Ohne es abzuwerten, klingt es größer als es ist, denn
in Malta sind die Leute generell weniger formell. Alles erscheint mir viel
unmittelbarer, verständlicher und vor allem machbarer. Da alles so klein ist erscheinen die Dinge zugänglicher.
Auf der Konferenz mit der wohlgemerkt weiblichen Präsidentin von Malta zu sein,
ist nicht vergleichbar mit Angela. Ich glaube es ist hier doch ausnahmsweise mal eine Frage der Größe. :)
Vor nun schon 2
Wochen fand außerdem eine riesige Aufräum-Aktion auf der ganzen Insel statt.
Entstanden in Estland ist die Idee mit Freiwilligen ein Zeichen zu setzen und
das eigene Land sauber zu halten und Müll wegzuräumen, hat sich mittlerweile zu
einer internationalen Bewegung entwickelt. So haben am 10, + 11. Mai ca. 1500
Freiwillige Unmengen von Müll an Land und auch unter Wasser gesammelt. Allein
die Gegend für die ich am Sonntag mit verantwortlich war sammelte am Ende mit
Hilfe von Schwerem Gerät knapp 7 Tonnen!!! Die komplette Summe wird noch
berechnet, aber es dürften irgendwas zwischen 15 und 20 Tonnen sein.
Am Ende von
anstrengenden 6 Stunden Müll sammeln, wurde ich dann von Gino mit dem riesigen
lauten vollen Müll Truck nach Hause gefahren. :)
Einmal hatte ich
also die Perspektive aus dem Truck heraus, sonst bin ich mit der umgekehrten
Variante vertraut und muss leider sagen, dass meine Erlebnisse auf der Straße
mit Männern in schnell oder langsam vorbeifahrenden Autos nicht die Besten
sind...um nicht zu sagen, dass die Malteser Chauvinisten sind...die Vielfalt
ist groß, vom Hupen was das Zeug hält... beim Vorbeifahren mit verdrehtem Hals
irgendwas hinterherrufen, über ekelhafte Gesten bis hin zur sexuellen
Belästigung von alten Taxifahrern war schon alles dabei. Leider!
Gestern
war ich mal wieder in 'ner Art Strandbar mit Jam-Session da ein weitere
Mitbewohner auszieht...ein sehr feucht fröhlicher lauter Abend mit guten
Musikern und wenig guten Sängern.
Geweckt wurde ich dann heute Mittag von der Klingel, die äußerst selten benutzt wird daher weiß ich erst seit kurzem von ihrer Existenz. Die Post hat geklingelt. Mein Päckchen war angekommen!!!!!
Geweckt wurde ich dann heute Mittag von der Klingel, die äußerst selten benutzt wird daher weiß ich erst seit kurzem von ihrer Existenz. Die Post hat geklingelt. Mein Päckchen war angekommen!!!!!
Hitschlers Schnüre essend, musste ich
mit der einen Hand die Freudentränen wegwischen, während ich in der
anderen Hand die Fotos hielt und die
lieben Worte meiner allerliebsten Freunde aus Leipzig las. Ich glaube, dieser
Moment wird mir fest in Erinnerung bleiben da mir dabei einiges ganz klar
geworden ist. Auch auf die Gefahr hin dass das pathetisch klingt, was ich am
Ende ja alles auf das PMS schieben kann...Ja jetzt kommen die großen
bedeutungsschwangeren Sätze über das Leben.
Jeder
Mensch hat seine Prioritäten im Leben. Manchen ist die Arbeit das
allerwichtigste, manche wissen schon immer das sie Kinder haben wollen und in
der Mutterrolle aufgehen werden, manche wollen und müssen dauernd unterwegs
sein weil sie so viel wie möglich von der Welt sehen wollen wieder andere
brauchen ihr Nest und wollen es daher besonders schön haben. Ich gehöre wohl
definitiv zu den Menschen, die all ihre Energie aus den Beziehungen zu lieben
Menschen ziehen. Freundschaften, Familie, Partnerschaft. In irgendeiner Weise tut das zwar jeder aber
nicht für jeden ist das die Priorität denke ich. Es geht darum sich zu sehen und sich
gegenseitig zu erkennen. Das ist es, was am Ende zählt. Daher ist es sehr gut,
dass ich vor einigen Jahren gelernt habe, Kontakt zu Menschen zu halten.
Erkannt
werden und erkennen. Genau das habe ich gefühlt als ich mir die Fotos
angeschaut habe.
Und
natürlich Danke auch für den restlichen Inhalt für Beauty und andere
Genuss-Dinge :)
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Hier
geht alles so schnell, man hat dauernd Kontakt mit Leuten und lernt dauernd
neue Leute kennen aber nichts davon geht wirklich tiefer... wenn auch nur kurze
Gespräche, die über Small-Talk hinausgehen, passieren selten. Ich Frage mich
sowieso ob es grundsätzlich möglich ist
in einer solch kurzen Zeit in einer anderen Sprache erkannt zu
werden. Sehen die Menschen hier die
gleiche Carina wie ich zu Hause wahrgenommen werde? Ich weiß ich weiß, jeder sieht andere mit
seinen Augen...aber in Bezug auf Sprache, mit der man so vieles ausdrückt, die
so sehr mit der eigenen Identität verknüpft es gehen vielleicht oder sogar sehr
wahrscheinlich Nuancen verloren...und natürlich kommt es auf die Menschen an,
die einen umgeben...sozusagen als Referenz. Manchmal bin ich einfach nicht so
laut wie die, nicht so leicht beschwingt und so Bauch-Mensch...und dann mache
ich auch nicht mit und lass mich schon gar nicht dazu animieren, wenn 10 Leute
sich auf einer Boot-Party auf einem ultrawinzigen Boot in bunter Stimmung
übereinanderstapeln wollen...allein die Beschreibung der Situation wirkt schon
absurd und die Situation war es auch...dann bin ich eben der Grinch und das ist
auch ok...