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Freitag, Mai 30

DIE AUFERSTEHUNG DES GRINCH

Ich schlafe nicht, nur der Blog tut es!

Im Tiefschlaf sozusagen, gar nicht so leicht ihn zu wecken.

Ich bin angekommen. Schon länger, aber es muss noch mal gesagt werden. Wie schnell sich doch Dinge innerhalb von 2 Monaten ändern können. Die Tage fliegen so dahin und ich erlebe dauernd neue Sachen...lerne viele neue Leute kennen. Wie es oft so ist, sind es meist Leute aus anderen Ländern, die auch ein Praktikum oder Erasmus Semester hier machen. Ich bin umgeben von vielen Spaniern, was wohl ganz sicher die schwierige Lage in Spanien widerspiegelt. Das wird mir immer mehr klar. Es wird greifbarer, wenn Leute ihre Geschichten erzählen. In diesem Maße gibt es das bei uns in Deutschland nicht. Fast schon ein bißchen befremdlich wie positiv immer alle darauf reagieren, wenn sie hören, dass ich aus Deutschland komme. Gerade gestern Abend habe ich ein kurzes Gespräch an der Bushaltestelle mit einem jungen Mann aus dem Oman darüber gehabt. Das Phänomen der Innen -und Außenperspektive. Da erinnere ich mich gerade an ein anderes Bushaltestellengespräch...eine kurze Unterhaltung mit einem jungen Mann aus Ägypten. Natürlich weiß ich, dass Ägypten riesige Öl Ressourcen hat aber dann direkt aus dem Alltag zu hören, dass der Liter dort ca. 7 Cent kostet und daher jeder ein Auto hat und niemand auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist bzw. es diese so gut wie gar nicht gibt, ist eine andere Ebene. 

Auf der Arbeit bin ich in total verschiedene Aufgaben eingebunden...die letzten 2 Wochen war ich z.B. auf 2 Konferenzen und einer Vorlesung. Einmal ging es um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (unaccompanied minros) und zum anderen wenn Menschen aus ihrem Land fliehen (müssen) da sie in irgendeiner Form nicht der jeweiligen gesellschaftlichen Norm der sogenannten sexuellen Orientierung entsprechen. Unglaubliche Dinge habe ich gehört besonders in einer Beeindruckenden Rede eines Anwalts aus Großbritannien mit pakistanischen Wurzeln, der sich beruflich auf das Themenfeld  humanitarian actions bzw. human rights spezialisiert hat und auch seinen eigenen Hintergrund, seine Identität als Schwuler zum Thema gemacht hat. Wahrscheinlich war ich naiv oder einfach nicht informiert genug...oder wusstet ihr, dass noch immer in 7 oder mittlerweile gar 8 Ländern die Todesstrafe droht wenn man als LGBTI (Lesbian Gay Bisexual, Transsexual,  Intersex,...) identifiziert wird oder 'im besten Fall'  von der Sittenpolizei in flagranti erwischt wird? Und wie viele Länder und auf welche erschütternde Weise das nicht Straight-enough-Sein kriminalisieren?

"Es geht um Identität, darum WER wir sind und nicht um sexuelle Neigung."  (S. Chelvan)






Außerdem habe ich in drei Seminaren an der Universität von Malta einen kurzen Vortrag darüber gehalten wer meine Organisation ist und was wir tun, um neue Leute dafür zu begeistern uns zu unterstützen...auf Englisch.  Ohne es  abzuwerten, klingt es größer als es ist, denn in Malta sind die Leute generell weniger formell. Alles erscheint mir viel unmittelbarer, verständlicher und vor allem machbarer. Da alles so  klein ist erscheinen die Dinge zugänglicher. Auf der Konferenz mit der wohlgemerkt weiblichen Präsidentin von Malta zu sein, ist nicht vergleichbar mit Angela. Ich glaube es ist hier doch ausnahmsweise mal eine Frage der Größe. :)


Vor nun schon 2 Wochen fand außerdem eine riesige Aufräum-Aktion auf der ganzen Insel statt. Entstanden in Estland ist die Idee mit Freiwilligen ein Zeichen zu setzen und das eigene Land sauber zu halten und Müll wegzuräumen, hat sich mittlerweile zu einer internationalen Bewegung entwickelt. So haben am 10, + 11. Mai ca. 1500 Freiwillige Unmengen von Müll an Land und auch unter Wasser gesammelt. Allein die Gegend für die ich am Sonntag mit verantwortlich war sammelte am Ende mit Hilfe von Schwerem Gerät knapp 7 Tonnen!!! Die komplette Summe wird noch berechnet, aber es dürften irgendwas zwischen 15 und 20 Tonnen sein.











Am Ende von anstrengenden 6 Stunden Müll sammeln, wurde ich dann von Gino mit dem riesigen lauten vollen Müll Truck nach Hause gefahren. :)



Einmal hatte ich also die Perspektive aus dem Truck heraus, sonst bin ich mit der umgekehrten Variante vertraut und muss leider sagen, dass meine Erlebnisse auf der Straße mit Männern in schnell oder langsam vorbeifahrenden Autos nicht die Besten sind...um nicht zu sagen, dass die Malteser Chauvinisten sind...die Vielfalt ist groß, vom Hupen was das Zeug hält... beim Vorbeifahren mit verdrehtem Hals irgendwas hinterherrufen, über ekelhafte Gesten bis hin zur sexuellen Belästigung von alten Taxifahrern war schon alles dabei. Leider!


Gestern war ich mal wieder in 'ner Art Strandbar mit Jam-Session da ein weitere Mitbewohner auszieht...ein sehr feucht fröhlicher lauter Abend mit guten Musikern und wenig guten Sängern.





Geweckt wurde ich dann heute Mittag von der Klingel, die äußerst selten benutzt wird daher weiß ich erst seit kurzem von ihrer Existenz. Die Post hat geklingelt. Mein Päckchen war angekommen!!!!!




Hitschlers Schnüre essend, musste ich  mit der einen Hand die Freudentränen wegwischen, während ich in der anderen Hand die Fotos hielt und  die lieben Worte meiner allerliebsten Freunde aus Leipzig las. Ich glaube, dieser Moment wird mir fest in Erinnerung bleiben da mir dabei einiges ganz klar geworden ist. Auch auf die Gefahr hin dass das pathetisch klingt, was ich am Ende ja alles auf das PMS schieben kann...Ja jetzt kommen die großen bedeutungsschwangeren Sätze über das Leben.
Jeder Mensch hat seine Prioritäten im Leben. Manchen ist die Arbeit das allerwichtigste, manche wissen schon immer das sie Kinder haben wollen und in der Mutterrolle aufgehen werden, manche wollen und müssen dauernd unterwegs sein weil sie so viel wie möglich von der Welt sehen wollen wieder andere brauchen ihr Nest und wollen es daher besonders schön haben. Ich gehöre wohl definitiv zu den Menschen, die all ihre Energie aus den Beziehungen zu lieben Menschen ziehen. Freundschaften, Familie, Partnerschaft.  In irgendeiner Weise tut das zwar jeder aber nicht für jeden ist das die Priorität denke ich.  Es geht darum sich zu sehen und sich gegenseitig zu erkennen. Das ist es, was am Ende zählt. Daher ist es sehr gut, dass ich vor einigen Jahren gelernt habe, Kontakt zu Menschen zu halten.
Erkannt werden und erkennen. Genau das habe ich gefühlt als ich mir die Fotos angeschaut habe.

Und natürlich Danke auch für den restlichen Inhalt für Beauty und andere Genuss-Dinge :)
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Hier geht alles so schnell, man hat dauernd Kontakt mit Leuten und lernt dauernd neue Leute kennen aber nichts davon geht wirklich tiefer... wenn auch nur kurze Gespräche, die über Small-Talk hinausgehen, passieren selten. Ich Frage mich sowieso ob es grundsätzlich möglich ist  in einer solch kurzen Zeit in einer anderen Sprache erkannt zu werden.  Sehen die Menschen hier die gleiche Carina wie ich zu Hause wahrgenommen werde?  Ich weiß ich weiß, jeder sieht andere mit seinen Augen...aber in Bezug auf Sprache, mit der man so vieles ausdrückt, die so sehr mit der eigenen Identität verknüpft es gehen vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich Nuancen verloren...und natürlich kommt es auf die Menschen an, die einen umgeben...sozusagen als Referenz. Manchmal bin ich einfach nicht so laut wie die, nicht so leicht beschwingt und so Bauch-Mensch...und dann mache ich auch nicht mit und lass mich schon gar nicht dazu animieren, wenn 10 Leute sich auf einer Boot-Party auf einem ultrawinzigen Boot in bunter Stimmung übereinanderstapeln wollen...allein die Beschreibung der Situation wirkt schon absurd und die Situation war es auch...dann bin ich eben der Grinch und das ist auch ok...

















my lovely flatmates who are already gone...back to La Palma :(




Grüße vom Grinch!