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Dienstag, März 18

Napoli

Das erste Mal kam das Gefühl in mir auf, dass die Reise auch bald ihr Ende haben könnte...ich wurde etwas müde...das war vielleicht auch ein Grund dafür, warum ich Neapel nicht genießen konnte...es war wohl ein Mix aus Erschöpfung, der angespannten inneren Haltung, da mir überall vorher die Leute erzählt hatten, dass ich in Neapel bloß vorsichtig sein sollte, keinen Schmuck tragen und nichts in meinen Jackentaschen haben sollte und vielleicht kam noch dazu, dass ich vorher schon so viel schönes gesehen hatte, das ich mich leider in Neapel überhaupt nicht wohl gefühlt habe...das dürfte Guido mein jetziger Mitbewohner aus Neapel aber nicht hören :)
Bis zum Abend war nicht klar ob ich einen Couchsurfer haben würde oder nicht, bis sich Silvano dann meldete...gar nicht so einfach, da ich kein Inerten hatte, hungrig war und mein Akku auch langsam schlapp machte...manchmal sind es die kleinen Dinge die sich in der Summe zu einem katastrophen-Gefühl entwickeln können...ich lief sehr angespannt durch die Straßen....die kleinen Straßen die von einer Haupteinkaufsstraße abgingen, waren so schmal und winzig und die Häuser ultrahoch und dennoch konnte man in diesen langen dünnen Nischen kleine Läden oder Cafes finden. Mir hat das allerdings ein beklemmendes Gefühl gemacht...irgendwie war mir das alles zu laut, zu viel, zu viel Bewegung....kein Ort zum verweilen zwischendurch...um so froher war ich, das ich Silvano später am Abend am Bahnhof traf...
Eine interessante Begegnung, da er zur Zeit in der Wohnung seiner Oma lebt die momentan gerade im Seniorenheim lebt, wie ich verstanden habe...eine ebenso beklemmende Wohnung, da sie unglaublich dunkel war und mit alten Möbeln wie es die Oma wohl mag eingerichtet war...wir hatten dann allerdings einen netten Abend auf dem kleinen Balkon, der als Platz zum Verweilen für Silvano auch neu war...den hatte er so noch nie benutzt, sagte er. Er hatte Philosophie studiert, sprach sehr leise, hatte längeres zotteliges Haar und etwas zu lange Fingernägel...er spielt Gitarre, damit hab ich es mir versucht zu erklären. Wir tranken lokales Bier (naja :) und später noch ein Gläschen Limoncello und rauchten viel...und wir haben über einige deutsche und italienische Stereotype ausgetauscht...
Der nächste Morgen begann das erste mal mit schlechten Nachrichten...nach dem ich den Weg vom Haus zum Bahnhof zwar alleine gefunden hatte und dann, wie überall üblich, meine Wartenummer am Bahnhofsschalter gezogen hatte und nach einer gefühlten Ewigkeit an der Reihe war, wurde mir gesagt, dass ich nicht reservieren könnte da der Zug voll war...und ich den nächsten Zug nehmen könne, dieser fuhr aber erst 4 Stunden später...eine Reservierung wollte mir der Mann aber nicht verkaufen weil ich den falschen Zettel gezogen hatte...obwohl es so schien als würde jeder Schalter auch jeden Service mache....ich hatte eher das Gefühl der Mann wollte mich nicht bedienen und schon gar nicht Englisch mit mir reden...Später sah ich dann auf der großen Anzeigetafel, dass der Zug komplett gecancelt wurde...Glück im Unglück also...also hatte ich doch alles richtig gemacht und konnte also noch mal ne neue doofe Nummer ziehen um an den richtigen Schalter zu gelangen...ich hatte nun B 121 und die aktuelle Nummer war B 67!!!! Aber ich hatte ja 4 Stunden Zeit. :) Irgendwann hatte ich dann auch meine Reservierung für den späteren Zug in der Tasche...
Später traf ich mich noch mal mit Silvano mit dem ich dann meinen ersten echten Espresso in einem abgeranzten Laden trank, in den ich allein sonst nie hinein gegangen wäre...dann aßen wir noch eine typische napolitanische süße Leckerei...ich glaub es hieß Sfogiatella...
Nachdem der Zug nochmals 80 Minuten !!! Verspätung hatte, startete ich dann endlich um 15:15 die längste meiner Reisen...
Mit einem Platz am Fenster in einem angenehmen 6er Abteil, konnte ich nun endlich mal wieder entspannen.


Sizilien ich komme!