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Freitag, April 11

Nun endlich +++

...habe ich Zeit, Zeit finden können um etwas zu schreiben...schreiben über das Leben hier, welches sehr turbulent zugeht. Von außen betrachtet ist es gar nicht so wild und turbulent aber innerlich bewegt sich 'ne ganze Menge. Dieser innere kleine Sturm musste sich erst ein wenig legen um darüber schreiben zu können.
Nun bin ich schon fast 4 Wochen hier...kaum zu glauben wie die Zeit vergeht...solche Sätze fühlen sich immer sehr großmütterlich an aber wie bei Vielem haben diese Großmütter ja auch recht.

Um ganz ehrlich zu sein...die ersten 2-3 Wochen waren schwierig, sehr schwierig. Ich fühlte mich verloren, wusste nicht wie ich mich mit dem Bussystem zurecht finden sollte. Auf meiner Reise ging es mir nie so, daher war ich überrumpelt von diesem Gefühl welches gleichzeitig eine Abhängigkeit mit sich brachte...abhängig sein von anderen die dir alles zeigen und erklären müssen oder dich buchstäblich an die Hand nehmen und in den Bus setzen. Sicherlich ist das alles normal und gehört zum Prozess des Einlebens dazu aber für mich doch sehr schwierig da ich mich mit  etwas so Alltäglichem so hilflos gefühlt habe und Hilflosigkeit ist wohl eines der schlimmsten Zustände. Bei meinem ersten Einkauf im Lidl, ja im Lidl, hatte ich eine Art Heimweh-Schub, da ich mich absurderweise dort nicht ganz fremd fühlte. Produkte mit deutscher Aufschrift, allein das hat schon gereicht mein Herz ein bißchen zum zittern zu bringen. Es klingt total absurd aber so war es.


Mein erster Arbeitstag bestand darin aus einem rümpeligen Keller Dinge zu räumen um aus einem anderen etwas weniger rümpeligen Kellerraum ein Büro herzurichten. Auf der einen Seite eine gute Aussicht, da ich vorher dachte, es würde kein Büro geben und nun war ich mit dabei es entstehen zu lassen. Und gleich an diesem ersten Tag habe ich gefühlt, dass ich aus einem anderen Kulturkreis komme. Ich hatte den Gedanken, dass ich mich deutsch fühlte, aber vielleicht ist das keine zutreffende Beschreibung, auf jeden Fall fremd oder anders. Ich könnte mir vorstellen euch wäre es ähnlich gegangen, hättet ihr mit beobachtet wie ein sperriger Tisch von dem einen engen Raum in den anderen Raum befördert wurde. Der Tisch war offensichtlich zu groß für die Nische. Es standen Dinge im Weg. Man hätte kurz etwas abmessen können um zu sehen ob und wie es passt. Das alles sah ich als die anderen schon loslegten.
Tisch hochheben, drehen, zurück, noch mal in die andere richtugn drehen, abstellen, andere Dinge wegräumen um Platz zu schaffen, vor, zurück, vor, hochkant drehen, drücken, schieben, Schweiß, Kratzer in der Wand, usw. :) Die ganze Prozedur dauerte bestimm knapp 30 Minuten. Ich wusste nicht so recht ob ich darüber Schmunzeln konnte oder ob ich es irgendwie ein bißchen undurchdacht fand. :) Irgendwann stand der Tisch jedanfalls dort wo er hin sollte.
Ist überlegen, planen, schauen, messen und dann machen also deutsch oder bin ich das? Bin ich deutsch? Wer bin ich? Enkulturation. Sozialisation.


In diesem 'Büro' arbeite ich nun also 3 Tage in der Woche auf eine mir noch etwas chaotisch erscheinende Weise mit anderen Volunteers aus Spanien und Italien und natürlich meiner 'Chefin' aus Malta.
Von außen betrachtet habe ich in den ersten Wochen noch gar nicht so viel gemacht aber innerlich kam ich mit dem Verarbeiten der vielen Informationen nicht hinterher. Jetzt weiß ich, dass ich einfach erschöpft und kaputt war von der Reise...eine Reise die ich allein machte und alles selbst entscheiden konnte und mich nicht absprechen brauchte. Nun war ich hier, kaum angekommen ging es los und alles so viel und so viele neue Menschen, Namen und alle auch sehr lebendig oder manchmal auch laut. Und ich bin kein lauter Mensch glaube ich, glaube ich. Ich hatte also keine Zeit zum Atmen und das Gefühl lastete auf meiner Brust...dann wartete ich darauf, dass es vorüber gehen würde und wann ich mich denn endlich an einige Dinge gewöhnen würde, doch an manches kann ich mich wohl nicht gewöhnen. Meine Arbeit besteht nicht nur darin an 3 Tagen im Büro zu sein sondern fast jeden Tag stehen meetings, Besprechungen, Vorbereitungen usw. an. Zwei mal die Woche gehe ich in ein Flüchtlingscenter um Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Flyer und Newsletter und unzählige Dokument-Vorlagen habe ich schon erstellt...ich bin ein bißchen die Layout-Tante in der Organisation. :)  Das InDesign und Photoshop Seminar zahlt sich also aus.
Vieles passiert zwischen Tür und Angel, Absprachen werden fix getroffen und wenige Stunden später wieder über Bord geworfen, der Arbeitsgruppen_chat und mein E-Mail Fach brummt die ganze Zeit, es wird oft mit Abkürzungen jongliert, kleinere Aktionen werden 'geplant' ohne etwas wirklich dafür vorzubereiten. Hier wird das 'Einfach mal machen-Motto' wirklich gelebt. :) Mir geht es besser seit ich erkannt habe, dass ich mich nicht mit dem Tempo anfreunden und anpassen kann und muss. Ich muss versuchen meine eigene Art zu finden, zu arbeiten, Dinge zu organisieren und klären  und mich damit einbringen. Sonst steh ich mir selbst im Weg und werde niemals ankommen. Auch wenn das bedeutet, dass ich dauernd Fragen muss, nachhaken muss meine Zeit einfordern muss obwohl alle immer so busy erscheinen und wegen meines Strukturbedürfnisses ein wenig belächelt zu werde.
"Dont't worry!" Ein oft gehörter Satz. :)

Nun bin ich dabei mir mein Netzwerk weiter aufzubauen, da ich mich nicht nur im Dunstkreis der Organisation bewegen will. Also habe ich den Plan gefasst zu klettern. Ist ein wenig waghalsig das hier zu schreiben weil ihr es nun alle wisst obwohl es bisher nur eine Idee ist...ein bißchen so als würde man aufhören  zu Rauchen und seinen Freunden davon erzählt, dann entsteht ein gewisser Druck wenn man doch wieder anfängt...:)

Zum Erkunden der Insel hatte ich, wie ihr euch vorstellen könnt, noch nicht all zu viel Zeit. Letzten Sonntag war ich im Norden der Insel an einem raueh Strand...es war windig, der Himmel Blau die Wellen rauh und Sonne pur...unterwegs sein einfach so...allein wohin der Wind oder Bus dich trägt. Das war schön.


Die Häuser hier haben Namen.
Der Verkehr ist totally crazy.
Nächste Woche will ich ein Auto mieten.
Ich bin totally crazy?!
Logik.
Einfach mal machen.
Wozu zahl ich 34€ Versicherung?
Der Wasserdruck ist ein Witz.
Mascarpone ist ziemlich günstig, Haarspray irre teuer.
In meiner Wohnung gibt es keinen Ofen zum Kochen.
In meiner Wohnung gibt es eine große Terrasse und ein Dach.

Die Feierkultur ist seltsam, es bleibt immer das Gefühl von Dorf-Bums.







Häuser mit meinem Namen


Mein Weg zum Büro...












Mein Haus.
Mein Zimmer


Meine Straße